Aus den Zivis werden Bufdis oder BFDler

Ab dem 01. Juli 2011 können die sozialen Einrichtungen nicht mehr auf die zwangsverpflichteten Zivildienstleistenden zurückgreifen. Mit dem Beschluss der Aussetzung der Wehrpflicht nach mehr als 50 Jahren geht auch der Zivildienstes in Deutschland zu Ende. Damit fehlen deutschlandweit 90.000  Zwangsfreiwillige, die in den Einrichtungen wertvolle Dienste geleistet haben.

Ersatz durch Bufdis oder BFDler

Nur gut 14.000 der Zivis verlängerten ihren Zivildienst freiwillig um ein halbes Jahr und helfen daher, den akuten Mangel an Freiwilligen zu kaschieren. Woher sollen diese Freiwilligen kommen? Die Bundesregierung hat sich dafür den Bundesfreiwilligendienst ausgedacht. Die Abkürzung Bufdi wurde aus dem Wort Bundesfreiwilligendienst kreiert.  Ich finde den Begriff Bufdis nicht gelungen und hoffe, das er sich nicht durchsetzt. Besser klingt nach meiner Meinung BFDler.

Melden sich Freiwillige für den Bundesfreiwilligendienst?

Nur sehr, sehr wenige Jugendliche haben sich bisher für den neuen Freiwilligendienst entschieden. Das Problem des Zögerns liegt u.a. in den unklaren Rahmenbedingungen. Die „Freiwilligen“ wissen nicht, was sie verdienen, ob Jugendliche weiterhin Kindergeld beziehen, wie lange sie arbeiten müssen und ob die Einsatzstellen des Freiwilligen Sozialen oder des Ökologischen Jahres als Einsatzstellen des Bundesfreiwilligendienstes anerkannt werden.

 

Was sagt die offizielle Seite der Bundesregierung?

Es sind viele Halbwahrheiten, Spekulationen und Unkenrufe über den Bundesfreiwilligendienst zu hören und zu lesen. Was ist an den einzelnen Aussagen dran? Wir haben auf der offiziellen Seite der Bundesregierung nachgelesen.

Kindergeld

Angeblich soll zukünftig Kindergeld für junge Erwachsene bis 25 Jahre gezahlt werden, genau heißt es:

Im Bundesfreiwilligendienst wird künftig Kindergeld gezahlt werden. Wie bei den Jugendfreiwilligendiensten wird künftig auch die Zahlung des Kindergeldes für Freiwillige des Bundesfreiwilligendienstes, die jünger als 25 Jahre alt sind, gesetzlich geregelt werden.

Also wissen die Jugendlichen, dass irgendwann zukünftig vielleicht beschlossen wird, dass sie das Kindergeld weiter bekommen werden. Die Jugendlichen sind auf das Geld angewiesen. Azubis und Studenten haben in dem Alter auch Anspruch auf Kindergeld. Der soziale Dienst ist weitaus anstrengender und mental aufreibender als eine normale Ausbildung oder gar ein Studium. Warum wurde das nicht bereits im Vorfeld geregelt?

Vergütung

In langen Auseinandersetzungen wurde über die Vergütung gestritten. Die Vergütung in Ost und West sollte wie immer unterschiedlich hoch ausfallen. Aber, erstmals einigten sich die Verantwortlichen für eine einheitliche Vergütung in Ost und West. Das Taschengeld der Freiwilligen soll höchstens 330 Euro im Monat betragen. Das endgültige Entgelt ist aber mit der jeweiligen Einsatzstelle zu vereinbaren. Also, die monatliche Vergütung kann auch weit unter den 330 Euro liegen.

Altersgrenze

Für den Freiwilligendienst besteht keine Altersgrenze. Die offizielle Seite sagt konkret:

Am Bundesfreiwilligendienst können Frauen und Männer unabhängig von ihrem Schulabschluss teilnehmen, sofern sie die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben (je nach Bundesland mit 16, manchmal auch schon mit 15 Jahren). Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht.

Also können sich alle in den sozialen Dienst stellen, die die Vollzeitschulpflicht beendet haben, einerlei wie alt die Freiwilligen sind.

Dauer des Freiwilligendienstes

Mindestens 6 Monate soll der Freiwilligendienst dauern. Alles andere wäre für die einsetzenden Träger wegen der Einarbeitungsphase auch unlukrativ. Die maximale Dauer liegt bei 18 Monaten, in Ausnahmefällen sogar bei 24 Monaten. Innerhalb der 18 Monate den Dienst zu wechseln, ist den Freiwilligen gestattet. Bis zu 3 mal wäre ein Wechsel der Einsatzstellen möglich.

Warum sollten sich überhaupt Freiwillige melden?

O.k. der soziale Dienst dient der Allgemeinheit, die Freiwilligen bringen ihre Arbeitskraft für wichtige gesellschaftliche Zwecke ein. Aber, in Zeiten der fehlenden Azubis nimmt doch kaum ein Jugendlicher die Last einer Freiwilligenarbeit auf sich, wenn er ebensogut einen Ausbildungsplatz im sozialen Bereich findet. Der Ausbildungsplatz ist für die Jugendlichen und für die Gesellschaft Gold wert. Der junge Erwachsene erlernt einen Beruf mit einem anerkannten Abschluss und hat dadurch in der Folge auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen auf eine Festanstellung.

Ein Freiwilliger kann auf diese Reputation nicht zurückgreifen. Er hat bis zu 18 Monaten im sozialen Bereich niedere Tätigkeiten ausgeführt – mehr nicht. Der Grund liegt  in der Vorgabe der Regierung, dass die Freiwilligen keine reguläre Arbeitskraft ersetzen dürfen. Selbst wenn es in der Praxis anders gehandhabt wird, der Freiwillige bekommt das in seinem Zeugnis auf keinen Fall bestätigt.

Ist der Freiwilligendienst für Jugendliche zu empfehlen?

Jugendlichen kann man vom Freiwilligendienst nur abraten. Niedrige Entlohnung, niedrige Tätigkeiten, kein Abschluss, keine Perspektive – solange mehr Ausbildungsplätze als Bewerber zur Verfügung stehen, ist der Freiwilligendienst für Jugendliche nicht zu empfehlen. Durch den Geburtenrückgang wird sich in den nächsten Jahren diese Situation nicht ändern.

Jugendliche, die sich aufopfernd um Hilflose, Kranke oder Alte kümmern wollen, sind beim Freiwilligendienst natürlich gern gesehen.

Quelle: Bundesfreiwilligendienst, brandies-context